Buchrezension - Sonntags Reden, montags Meeting

Herr Jäger von der xing-Gruppe xingKM, für die diese Rezension eigentlich enstanden ist, bat mich, einen provokanten Titel für meine Rezension zu wählen. Aber der Buchtitel von Herrn Feldmeier, Gründer des Instituts für Querdenkertum und Innovation, ist so prägnant und einprägsam, dass er für sich selbst spricht. Ein weiterer Titel von mir hätte nur schlechter ausfallen können. So macht das Werk vor dem Lesen schon einmal neugierig. Der Untertitel „Wie Innovationen dennoch gelingen“ könnte den geneigten Leser jedoch in die Irre führen. Denn zum einen ist das Buch kein klassischer Innovationsrategeber, sondern eher eine Streitschrift. Daher ist es in seiner Argumentation weniger betriebswirtschaftlich als vielmehr gesellschaftlich ausgerichtet. Daher auch die Widmung an die Generationen: „Unseren Eltern, unseren Kindern“.

Zum anderen ist Innovation eigentlich gar nicht das Kernthema des Buches. Der Autor geht vielmehr das viel weiter gefasste Thema an, warum wir uns (immer noch) so schwer mit Veränderungen tun. Davon ist das Thema Innovation bzw. Innovationswiderstände sicherlich ein Unterthema, aber die Stellen im Buch, an denen wirklich das Wort „Innovation“ verwendet wird, lassen sich an einer Hand abzählen.

 

Im Einzelnen behandelt der Autor z.B. die Fragestellungen, warum wir oft gegen unsere Vernunft handeln (Knowing-Doing-Gap), warum wir immer wieder kurzfristiges Handeln dem langfristigen vorziehen und warum wir das Andere oder das Neue immer wieder ablehnen und ausgrenzen. Mit anderen Worten geht er dem Problem nach, warum wir das, was wir in Sonntagsreden propagieren, nicht montags umsetzen, sondern in Meetings wieder zerreden. Diese Fragen scheinen dem Autor wirklich am Herzen zu liegen. Und so argumentiert er sehr leidenschaftlich, manchmal aber leider auch etwas oberflächlich.

 

Zur Beantwortung der Fragestellungen zieht Herr Feldmeier Wissen aus den Bereichen Philosophie, Persönlichkeits- und Organisationspsychologie, Spieltheorie sowie Evolutions- und Neurobiologie heran und verwebt alles zu einem großen spannenden Netzwerk. Ein zentraler Aspekt ist für ihn die Rationalität, die in unserer heutigen Zeit zu oft dem Sparzwang und Erfolgsdruck geopfert wird, und dessen Stellvertreter aus dem MINT-Bereich (Mathematiker, Ingenieure/Informatiker, Naturwissenschaftler, Techniker/Tüftler). Man merkt, der Autor möchte Vieles vermitteln – vielleicht zu viel. Denn in der ganzen Themen-, Quellen- und Zitatenvielfalt droht der Leser das ein oder andere Mal den roten Faden zu verlieren.

 

Trotzdem möchte ich eine positive Bewertung des Buches vornehmen. Das Thema des Buches ist definitiv wichtig, und ein Buch darüber zu schreiben ist aller Ehren wert. Der Autor kommt zu vielen interessanten Einsichten über die genannte Problemstellung, auch wenn einige vielleicht etwas zynisch klingen (was der Autor nach eigenem Bekunden nicht sein möchte) und ich auch nicht allen inhaltlich voll zustimme. Die vielen Quellen und Zitate laden zum Nachdenken und Weiterlesen ein. Das Buch liest sich – trotz einiger Wiederholungen – recht flüssig. Die Lösungsansätze kommen leider etwas zu kurz, das Buch weist eher auf die Problematik hin. Insgesamt ist „Sonntags Reden, montags Meeting“ also eine lesenswerte Streitschrift über die menschliche Trägheit, die uns zu weiterem Nachdenken und heißen Diskussionen anregen sollte.

 

Weitere Infos zum Buch unter: http://www.iiqii.de/index.php?id=35

 

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