Es ist eine dieser Meldungen, die ich gerne für mein Buch "Anleitung zum Uninnovativsein" verwendet hätte, die aber leider jetzt erst herausgekommen ist. Denn sie zeigt auf, wie gefährlich Innovationen für die Gesundheit sind, und hätte mir daher "Futter" für meine satirische Argumentation gegeben. Das glauben Sie jetzt nicht? Stimmt aber! Eine Studie der Ruhr-Uni-Bochum belegt: Innovation macht krank.
Das Institut für angewandte Innovationsforschung (IAI) Bochum e.V. an der Ruhr-Uni-Bochum hat in Kooperation mit den Kliniken Essen-Mitte die Auswirkungen von Innovationen auf den Menschen untersucht. Dabei wurde Schockierendes zu Tage gefördert: 24 % der befragten Führungskräfte, die sich "für neue Produkte und Prozesse in den Unternehmen engagieren", zeigen Symptome von "Vitaler Erschöpfung". Diese äußert sich durch "Müdigkeit, Energiemangel und Entmutigung" und macht diese Führungskräfte zu Risikokandiaten für den gefürchteten Burnout. Als Gründe werden genannt: "permanenter Druck zur Veränderung", "Abstimmungsschwierigkeiten und extensive Arbeitszeiten" sowie "unsichere Prozesse" bei der Umsetzung von Innovationen. Diese erzeugen einen "Innovationsstress".
Hier besteht natürlich der Verdacht, dass aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird, um eine neue Studie zu verkaufen. Zum Glück hat sich der Speigel dem Thema "Burnout" ausführlich angenommen (in der Printausgabe vom 24.01.2011 sowie hier und hier) - oder besser gesagt dem "Massenleiden Burnout", wie der reißerische Titel lautet. In einer Auswertung der Daten von 3,4 Millionen Berufstätigen und Kurzzeitarbeitslosen kommt die Techniker Krankenkasse (TK) zu der Erkenntnis, dass jeder Fünfte psychische Störungen wegen zu hoher Anforderungen am Arbeitsplatz hat. Damit wäre ein Engagement für Innovationen nur für zusätzliche vier Prozenpunkte verantwortlich, die sich spätestens dann in Wohlgefallen auflösen, wenn man noch einmal genau nachliest und merkt, dass die Befragten in der Studie des IAI nicht am Burnout-Syndrom leiden, sondern lediglich an "vitaler Erschöpfung".
Noch aufschlussreicher ist eine Aufstellung aus dem Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen (BKK), die die Verteilung von Krankentagen wegen psychischer Beschwerden nach Branchen aufzeigt. Danach fielen die meisten Krankentage in den "hochinnovativen" Bereichen Sozialwesen, öffentliche Verwaltung und Zeitarbeit an. Dies zeigt, dass Burnout viel mit Desillusionierung (Sozialwesen) sowie mit Angst vor Arbeitsplatzverlust und Stress (Zeitarbeit) zu tun hat. Außerdem sieht man, dass das Angst- und Stressempfinden durchaus subjektiv ist (öffentliche Verwaltung), wobei ich mir nicht sicher bin, ob hier nicht eher das Boreout-Syndrom vorliegt.
Da kann man dann wohl nur das Fazit ziehen: Wem Innovationen zu anstrengend sind, der soll lieber Beamter werden... obwohl das auch nicht wirklich vor Burnout/Boreout schützt.
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